Karotten: Knackig, frisch und vielseitig

Rezension

Bild: Buchcover | Karotten: Knackig, frisch und vielseitig | Überraschende Rezepte für Süßes und Herzhaftes | Marie Klee | Landwirtschaftsverlag

Karotten: Knackig, frisch und vielseitig

Überraschende Rezepte für Süßes und Herzhaftes. 

So haben Sie Karotten noch nie gekostet: Kreative Rezepte rund um das gesunde Wurzelgemüse

Sind Karotten wirklich vielseitig? Eigentlich nicht, also was die äußere Erscheinung betrifft. Die Autorin beschreibt ihre Formen als zylindrisch, kegelförmig oder rund. Vielseitig bezieht sich also auf etwas anderes, nämlich auf die Möglichkeiten der Zubereitung. Für mich persönlich gibt es eine Friktion im Leben, was Karotten angeht. Es gelingt mir nicht, respektable Exemplare im Garten anzubauen, geschweige denn zu ernten. Wenn ich sie aussähe, ist das Unkraut (Dumaine möge mir verzeihen) wesentlich aufwüchsiger, also schneller im Wachstum. Sie verschwinden einfach und ich entdecke dann sehr kleine Exemplare im Februar. Anscheinend macht ihnen Frost nichts aus. Ich esse sie dann einfach auf. Dieses Jahr werde ich drei Sorten als Saatband in den Boden bringen und sie streng überwachen. Jawohl, werde ich. Mit Petersilie ergeht es mir ähnlich. Die wächst hier nicht, nur beim Nachbarn. Dabei passen Petersilie und diese Wurzeln doch so gut zusammen. 

Doch wieder zum Buch. Bisher waren Karotten für mich immer nur knackiges Beiwerk zu Rohkostsalaten oder als gedünstete Variante zusammen mit Erbsen als Beilage zu verschiedenen Tellergerichten. Und natürlich als Snack, frisch aus dem Kühlschrank. Und davon nicht zu wenig, auch weil das enthaltene Carotin gut für die Augen sein soll und mir den Durchblick erleichtert. Und dass es lt. Autorin über 100 Sorten geben soll, war mir nicht bewusst. Seite 10 zeigt einige der bunten Vielfalt und dieses Bild korrespondiert mit dem Warekundeposter Arche Noah von Thomas Ruhl, das man bei Port Culinaire erwerben kann. Aber es geht lt. Autorin auch etwas kleiner, denn Karotten werden in zwei Typen unterteilt, nämlich wilde Möhren und Gartenmöhren. Warum die wilden bei mir im Garten reichlich sprießen, weiß ich nicht. 

Die Geschichte der Karotte erzählen die Dänin Marie Klee und ihre Kolleginnen auf Seite 8/9. Danach folgen Gedanken zu Nährstoffgehalt, Darmkrebsvorbeugung und Schönheit. Oh, Spieglein an der Wand...

Auf welche Weisen Karotten kulinarisch aufbereitet werden können, hat mich wirklich verblüfft. Also weg von der üblichen Beilage zu geschmacksbestimmenden Zutaten. Zum Frühstück, als Hauptgericht, Beilagen und Desserts. Ja sogar Getränke, die über den üblichen Karottensaft hinausgehen. Und, schau an! Als glutenfreies Fladenbrot (Seite 135) kommen sie aus dem Backofen. Respektvolles Staunen. Unser Omma hat früher ihren Schweizer Rüblikuchen angepriesen, aber den wollte, genau wie die sauer eingelegten Kürbiswürfel, niemand im Hause wirklich auf dem Teller haben. Geschmackloses Gesindel  hat sie dann gemurmelt. Verzeihung Oma! Heute wärst du bei den Gourmets der Karotten-Star.

Nun, ich suche mir persönliche Highlights aus diesem Buch heraus und lande bei den Desserts. Da gibt es doch tatsächlich Rezepte für Karotteneis mit weißer Schokolade und Pistazien (Seite 115) oder noch interessanter, Popcorn mit Lakritz (Seite 119) für den Film auf der Couch.  Ok, für dieses Rezept müsste ich zuerst Karottensirup zubereiten, aber da werde ich auf Seite 89 fündig, Liest sich nicht allzu schwer.


Fazit:

Für Kochende, die Karotten mehr oder weniger als begleitende Gemüsebeilage oder als Rohkostsalatfüller verwendet haben, ist dieses Buch eine kulinarische Fundgrube. Es könnte auch  innerfamiliale Bemerkungen wie: schon wieder Möhren verringern, da die Rezepte sehr variabel gestaltet sind, und die Bebilderung Appetit macht. Und ja, es gibt auch Rezepte, in denen Fleisch verwendet wird. (Seite 52 -Rinderhack/ Seite 57-Hähnchenschenkel). Also ein Buch, das,  Zitat: Back to the Roots geleitet. Allein der Autorinname Marie Klee klingt schon naturverbunden. Was mich etwas irritiert hat, sind Bemerkungen auf Seite 9 unter der Überschrift Karottenmedizin. Aus alten Zeugnissen geht hervor, dass im alten Rom die wilde Möhre als Aphrodisiakum eingesetzt wurde. Ok, sind halt alte Schriften. Und in einigen Kulturen zur Empfängnisverhütung. Das möchte ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Dass Möhren Östrogen enthalten konnten die Anwender*innen nicht wissen. Und in der Gegenwart? Zitat: Heute hat sich unser Blick auf die Karotte verändert. Sie ist ein gesundheitsförderndes Gemüse, das eine Vielzahl Nährstoffe enthält, die für uns alle von Nutzen sind. (Seite 9) Davon bin ich überzeugt! Und ich habe inzwischen drei Reihen unterschiedliche Sorten in den Gartenboden versenkt. Und geerntet. Geht doch! Gilt auch für breitblätterige Petersilie. Dschungel wegen Regen. Dafür sind die Trauben verfault. 


Euer

Frank Krajewski

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