Achtsamkeit
als Chance
Achtsamkeit als Chance für einen bewussteren Umgang mit sich selbst, seinen Ressourcen und seiner Umwelt
Der Weg aus dem Lockdown! Viele von uns befinden sich bereits seit einigen Tagen oder Wochen mittendrin, in der Phase der Widereröffnung – der Phase des „wieder Ankommens“ in der neuen Realität. Aus der Retroperspektive betrachtet stellt sich heute für uns die Frage, was wir aus der Zeit des Stillstands gelernt haben und was wir davon auch in Zukunft anwenden werden.
Wir alle wurden in den vergangenen Monaten mit einem neuen Lebensrhythmus konfrontiert. Stärker als andere Branchen sind wir in der Hotellerie von flächendeckender Kurzarbeit betroffen. Wir wurden ausgebremst, aus dem Gleichgewicht gebracht und hatten viel Zeit, uns mit Themen auseinander zu setzen, denen wir zuvor keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Viele von uns haben die Zeit genutzt und die Chance ergriffen, sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren, mehr im Hier und Jetzt zu leben und endlich einmal wieder richtig durchzuatmen. Es hat ein Wandel stattgefunden – Achtsamkeit und bewusste Wahrnehmung haben einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft erhalten.
Was bedeutet Achtsamkeit? Der Begriff „Achtsamkeit“ [engl. „mindfulness“] umfasst das bewusste Wahrnehmen, ohne direkt zu beurteilen. Es geht darum, seine Aufmerksamkeit auf absichtslose, ziellose Art und Weise auf den Moment zu richten. Was dabei entsteht, ist eine Geisteshaltung die man „mindful“, achtsam nennt. Achtsamkeit ist gekennzeichnet von Gegenwärtigkeit, Gleichmut und innerer Sammlung. Man könnte auch sagen, achtsam sein hat im Kern etwas damit zu tun, in der Gegenwart präsent zu sein.
Präsent sein – ein Gefühl, dass wir vor dem Lockdown im sehr schnelllebigen Zeitalter der Digitalisierung kaum mehr verspürt haben. Durch die Zeit im Stillstand hat sich unsere Wahrnehmung nicht nur verändert, wir haben uns ihr bewusst zugewandt. Bevor COVID19 unseren Alltag bestimmt hat, waren viele von uns permanent auf Trab, sind innere ToDo-Listen durchgegangen, haben den Tag, die Woche & das Wochenende geplant, auf Mails & Nachrichten reagiert oder über Vergangenes gegrübelt. In der Realität waren wir nicht im Hier und Jetzt, sondern gedanklich in der Zukunft, der Vergangenheit, einer digitalen Blase oder in (selbst)bewertenden Gedanken.
Dieser Zustand von Gegenwärtigkeit und „da“ sein hat im Stillstand eine neue Bedeutung bekommen. Aus dem inneren Hamsterrad auszusteigen, zur Ruhe zu kommen und achtsam im Umgang mit sich selbst zu sein, kann durch unterschiedliche Übungen trainiert werden. Achtsamkeitsübungen laden uns dazu ein, einen Moment mal nicht zu funktionieren, nicht zu streben, nicht zu planen, sondern sich zu erlauben, zu verweilen und einfach nur zu sein. Sie helfen uns dabei, wahrzunehmen was jetzt gerade ist. Hierfür erlauben wir unserer Aufmerksamkeit, sich im Hier und Jetzt zu ankern, ohne zu bewerten oder aktiv einzugreifen.
Dein Einstieg mit ersten Achtsamkeitsübungen:
Zunächst atme bewusst.
Schließe Deine Augen und nimm Dir Zeit für zwei ganz bewusste Atemzüge. Atme tief ein und wieder aus. Und wieder ein und noch einmal aus.
Nun spüre, wie Du in diesem Moment sitzt.
An welcher Stelle spürst Du die Berührung vom Stuhl/Sessel unter Dir?
Wo nimmst Du Berührungen im Rücken wahr?
… oder: Atme bewusst.
Schließe Deine Augen und nimm Dir die Zeit für zwei ganz bewusste Atemzüge.
Achtsamkeit ist simpel, aber nicht einfach: Um das wahre Potential von Achtsamkeit zu erleben, braucht es eine Zeit des konsequenten Übens. Der Lockdown war für viele ein günstiger Moment, sich dem Thema zu widmen. Wer jetzt dabei bleibt, weiterhin bewusst wahrnimmt und einen achtsamen Umgang auch im „neuen“ Alltag lebt, der schafft sich selbst mehr Ruhe und Gelassenheit.
Ein Beitrag von Sarah Wankelmann
Erfa-Teilnehmerin
mit der Deutschen Hotel Akademie